61. BERLINALE: Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser! – In Volker Sattels Dokumentarfilm „Unter Kontrolle“ im Berlinale Forum

Kühlturm des "Schnellen Brüters" Kalkar, die Inbetriebnahme des teuersten KKW der BRD wurde 1991 aufgegeben. Seit Ende der 90er Freizeitpark ("Wunderland Kalkar") | Swing carousel in the cooling tower of the „Schneller Brüter“ (fast breeder reactor) in Kalkar, that never went into nuclear service. Germany’ most expensive industrial ruin nowadays is an amusement park.

!Die präzise Reportage seziert eine Technologie, deren Faszination so gewaltig wie ihre Zerstörungskraft ist. Als eine „Archäologie der Atomkraft“ umschreibt der Untertitel die Kameraaufnahmen, welche die Gerätschaften und Prozesse hinter einer Kernreaktion abtasten. Bis das komplizierte System aus Leitstellen, Geigerzählern, Überwachungsvorrichtungen und Kontrollschaltern außer Betrieb gesetzt ist. Fast begleitet Wehmut den Gedanken, dass die atemberaubende Maschinerie stillgelegt wird. Der vermeintliche Rückschritt ist tatsächlich ein Fortschritt. Er markiert den Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie, die Aufgabe des Versuchs, eine Energie „Unter Kontrolle“ zu halten, die sich nicht hundertprozentig kontrollieren lässt.

Auf subtile Weise vermitteln die analytischen Szenen überzeugender als es belehrenden Kommentare könnten, dass der Filmtitel einen Wunschtraum widerspiegelt. Von ihm bleibt die Ruine einer Utopie, die zu spät als solche erkannt wurde. Sattels Dokumentarfilm kreist um das Paradigma, welches unerreichbares Zukunftsdenken ist: eine friedliche Nutzung der Atomenergie. In einer vollkommenen Welt wäre es möglich – in unserer ist es das nicht.

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Titel: Unter Kontrolle – Eine Archäologie der Atomkraft

Land/ Jahr: Deutschland 2011

Regie: Volker Sattel

Buch: Volker Sattel

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Laufzeit: 98 Minuten

Sektion: Berlinale Forum

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