1. FC Union Berlin – Mittelstürmer Collin Quaner trifft und trifft, manchmal auch besonders sehenswert

Stadion An Der Alten Försterei
Foto: Hans-Peter Becker

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Es gibt Tore, die werden nach dem Jubel schneller vergessen als andere. Es kommt auf die Art und Weise der Entstehung und besonders auf die Vollendung durch den Schützen an. Am 4. Spieltag der 2. Bundesliga erzielte Collin Quaner ein solches Tor, von dem sicher noch lange gesprochen werden wird. Es war eine Direktabnahme nach einem von Eroll Zejnullahu getretenen Eckball. Etwa 12 Meter vor dem Tor konnte er seine Aktion vorbereiten und vollenden. Kurz zuvor stöhnte ein Journalist aus Karlsruhe neben mir auf der Pressetribüne, „was macht der Quaner nur heute mit uns“. Er setzte seiner überragenden Leistung in diesem Spiel die Krone auf. Solch ein Tor gelingt nur, wenn das Selbstvertrauen stimmt. In die Kabine ging er ohne sein Trikot, ein Fan der Eisernen im Grundschulalter durfte sich freuen und wird noch reinwachsen. Collin Quaner fühlt sich wohl, wie selten in seiner bisherigen Karriere.

Als er mit Beginn der Saison 2015/16 vom VfR Aalen nach Köpenick wechselte, hatte er den Ruf eines Talentes, dessen Karriere noch nicht so richtig in Schwung gekommen ist. Aus dem Nachwuchs von Fortuna Düsseldorf wechselte er 2010 zu Arminia Bielefeld und kam zu 18 Einsätzen. Anschließend verbrachte er 2 Jahre in Ingolstadt. Von dort wurde er für die Rückrunde der Saison 2012/13 in die 3. Liga zum FC Hansa Rostock geschickt. In Aalen lief es für den 1,91 großen Mittelstürmer recht ordentlich, er machte 27 Saisonspiele und erzielte 6 Tore. Eines davon gegen den 1. FC Union in der Alten Försterei. Es war am 12. April 2015, in der 70. Minute brachte er die Aalener in Führung, die Sebastian Polter in der 83. Minute durch einen verwandelten Foulelfmeter egalisieren konnte.

Ein paar Monate später wurde er als Neuzugang bei den Eisernen vorgestellt, ausgestattet mit einem Vertrag bis 2017. Die erste Saison in Berlin verlief bestimmt nicht so, wie erhofft. Er schaffte es zwar 29mal in den Spieltageskader und stand in 15 Spielen auf dem Feld. Nur, ein Stürmer wird nach Toren gemessen und da stand nur ein Einziges für die gesamte Saison. Diese Verunsicherung war ihm in der Vorbereitung anzumerken, meinte Trainer Jens Keller im RBB Sportplatz. Dazu kam die Verpflichtung von Philipp Hosiner, als direkte Konkurrenz auf seiner Position des Mittelstürmers. Sein Schicksal, als sogenannter Ergänzungsspieler seinen Vertrag erfüllen zu müssen schien seinen Lauf zu nehmen.

Im ersten Saisonspiel, der Niederlage in Bochum, wurde Philipp Hosiner ausgewechselt. Für ihn kam Collin Quaner und setzte ein paar Akzente, machte sich bemerkbar. Nach dem Spiel in Bochum verletzte sich Hosiner. Jens Keller hielt an seiner taktischen Grundordnung mit 3 Stürmern fest. Collin Quarner war gesetzt und willens seine Chance zu nutzen. Gegen Dresden 2 Tore, in Bielefeld ein Treffer und gegen Karlsruhe erneut ein Doppelpack. Nicht zu vergessen, im DFB Pokal in Duisburg trug er sich auch in die Trefferliste ein. Seine bisherige Bilanz, das sind 5 Pflichtspiele mit 6 Toren, dazu kommen zwei direkte Torvorlagen. Das darf schon mal extra erwähnt werden.

Nach dem Spiel gegen Karlsruhe steuerte sein Mannschaftskamerad Steven Skrzybski noch ein Bonmot bei. Glücklicherweise ist jetzt das Transferfenster geschlossen, sonst würden sicherlich die millionenschweren Angebote von der Insel kommen. Den vereinsinternen Torrekord hält Bobby Wood mit 17 Toren in einer Saison, „bis dahin ist es für mich ein langer Weg, jetzt ist erst einmal Erholung angesagt. Das Spielsystem kommt uns Offensiven sehr entgegen.“ Das äußerte er in seiner bescheidenen Art unmittelbar nach dem Spiel gegen Karlsruhe. Seine Tore sind für ihn die besten Argumente, darüber reden sollen Andere.

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